ich hab meinem kind heute eine geklebt, wie man so schön sagt. und nicht wie man annehmen will im affekt, nein.

der bub ist heute bei der haustür einer freundin raus, auf seinem motorrad. und ohne das restliche rudel eines blickes zu würdigen mit vollgas auf die margaretenstraße zugerast. ich hab geschrien, anna hat geschrien, ich hab so gebrüllt wie man nur brüllen kann. die stimme kippt, der hals brennt... mein kind bringt sich grad um. mein kind stirbt. jetzt. ich schreie und er fährt. schnappe mir einen roller und hetze schreiend hinterher. die gedanken sind klar - wenn er das überlebt leg ich ihm eine auf. was kann ich anderes tun. er rührt kein ohrwaschl sondern fährt auf die straße. dreht vor der margaretenstraße ab, ungebremst ein wendekreis über die seitengasse, elegant um eine mülltonne, kommt wieder am gehsteig zum stehen. ich schmeisse den roller nieder hetze zu ihm und hau ihm auf die wange. nicht fest, symbolisch. und aus überzeugung. aus der überzeugung heraus, dass das immer noch besser ist als beim nächsten mal vor einer blutlache zu stehen. wenn ein auto gekommen wäre, hätte ich keinen sohn mehr, oder einen für immer behinderten. daniel kotzt fast vor entsetzen, ich brülle immer noch. vom sterben, von angst, ich brülle bis ich nicht mehr kann. er sinkt heulend, würgend in meinen schoß. und ich weiss wie er sich gerade fühlt. in mir drin, ganz gegensätzlich zu dem gebrüll und der fürchterlichen handlung von mir, herrst einfach nur trauer. pochend und stark. so weit bin ich gekommen. nirgendwohin. was ist meine alternative?
ich sitze hier und fühle mich so überfahren wie er es heute sein hätte können. nicht zu fassen, dass ich das getan habe, dass ich mich dazu gezwungen gesehen habe soetwas zu tun. dabei dachte ich, es wäre alles klar. egal ob zu fuss oder mit einem gefährt, .... ich hab mich wohl geirrt.

mit einem mal ist alles über den haufen. in gegenseitigem respekt aufwachsen, seine integrität stärken, gleichwertigkeit ... ach scheisse.

später habe ich mich zu ihm gesetzt, mit ihm geredet. aber das vertrauen darauf, dass er in zukunft auf mich hört ist dahin. er hat von sich aus versprochen sowas nicht mehr zu machen. und wenn doch? im park darf er mit dem motorrad nicht fahren - die plastikräder sind den damen dort zu laut. mit dem laufrad gefährdet er andere kinder, es sind, mangels alternativen soviele dort, keine chance da ohne kollision zu fahren. wohin denn nun? 1 x in der woche ab in den prater, gern und gut. aber das reicht dem jungen nicht. er geht nach 2 tagen 'nur wohnung', was mindestens ne stunde fangenspielen, mehrmals rangeln, hüpfen, tanzen, bewegungsspiele inkludiert, sowas von an die decke. ich hab ein unbelehrbares, stures kind mit einem mords bewegungsdrang. und keinen platz an dem er ihn ausleben kann ohne sich in gefahr zu bringen. und mit fussballclubs für dreijährige ists nicht weit her. mir hängen grad die schultern bis zu den knien runter.