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Montag, 4. Oktober 2010



Nur Frau

Es brennt so. In mir drin brennt es. Wie gern möcht ich es rauslassen, rausschreien! Dass ich es satt habe, mich täglich aus einer Opferrolle rauskämpfen zu müssen. Einer beschissenen Opferrolle, die mir von aussen aufgezwungen wird. Weil ich im Endeffekt halt doch nur eine Frau bin. Was sich mal wieder bewiesen hat, nicht? Hat sie sie sich nochmal einen Braten in die Röhre schieben lassen. Selber schuld also, soll sich nicht beklagen. Wenn ich es aber hier und jetzt nicht niederschreibe, zerreisst es mich und ich mach was unüberlegtes. Als ich zum ersten Mal schwanger war, hat das Glücksgefühl wohl sein übriges dazu getan, mich meine Situation demütig ertragen zu lassen. Zu dem Zeitpunkt war ich seit zehn Jahren ohne Unterbrechung in Beschäftigung, hab ein Frauengehalt von knapp 1.500 Euro verdient, und das, auch ganz frauengemäß brav wieder unter die Leute gebracht. Diese Art von Kurzssichtigkeit wurde mir beigebracht und ich habs brav nachgemacht, hui. Auf einmal schwanger und gleich noch in Frühkarenz zu sein war, als würde man einer wild tanzenden Marionette mit einem Schnipp die Schnüre durchtrennen. Was mir damals egal war, ich war hormondurchtränkt, alles war prima. Das monatlich eintrudelnde Geld, heisse 436 Euro, wertmäßig unter jeder Mindestpension, war wurscht, ich hab halt auf das Ersparte zurückgegriffen, Babysachen gekauft. Anziehen muss es ja was, dachte ich mir. Ja, ja. Bald war die Schlampi-Kasse leer, die Bank stur, und der Privatkonkurs zum Greifen nah. So ist das eben, hab ich gemeint, immerhin arbeite ich ja nicht. Damals war von Gratiskindergärten auch noch nichts spürbar, ich hätte also das Neugeborene nicht einfach so abschieben können um meine Schuld, die Schuld Mutter geworden zu sein, zu tilgen. Aber man fängt sich ja wieder. Gliedert sich trotz diverser Widrigkeiten (die war ja in Karenz, die hat sicher nur den Balg im Kopf. ) wieder in die geschätzte Gesellschaft ein und bringt das unglückliche weil noch zu kleine Kind in den Kindergarten , die Arbeit, den Haushalt und in manchen Fällen noch die Partnerschaft unter einen Hut. Erfüllung der Erwartungshaltung: 'Eins plus', sozusagen. Weil man wegen dem Störfaktor Kind nicht gleich wieder vierzig Stunden im Job verbringt, sondern nur 30, ist eine niedriger eingestufte Tätigkeit natürlich voll gerechtfertigt. Wo komm' ma denn sonst hin! Kriegt ein Kind und will nachher so tun als könne sie noch dasselbe und habe noch denselben Marktwert, ist ja lächerlich. Also, weniger Gehalt, selbe Leistung bitte. Das sei das Schöne daran, wird einem gesagt. Diese Teilzeit-Mütter würden so effektiv arbeiten, weil sie immer unter Zeitdruck stünden. Schon toll, find ich auch.

Was dann passiert, kann sich kaum einer ausmalen. Ich dumme Schnepfe mache das nocheinmal. Ich werde nocheinmal schwanger. Degradiere mich zum debilen Trottel mit Watschelgang. Wie um Himmels willen kann den Frauen nur gezeigt werden, dass dies nicht der Weg sein kann? Kein Wunder, dass die weniger verdienen, dass die den Haushalt über haben - sie wollen es ja nicht anders. Aber die Gesellschaft wird dem Weib schon zeigen, was es davon hat. Statt Gehalt gibts Entschädigung, statt Unterstützung die Info man solle sich nicht so aufführen. So - schwanger. Die Entschädigung in Form eines Taggeldes von der WGKK ist seit mehr als einer Woche ausständig. Woche 5 auf dem Trockenen. Ich bin Pünktlichkeit nicht mehr wert, weil ich mit meiner Risikoschwangerschaft nicht arbeiten kann. Wenns mir nicht passt, kann ich ja was versetzen, oder mir was ausborgen. Solange das Kind nicht auf der Welt ist, ist die Schwangerschaft überhaupt, ganz meine Sache. Alle diesbezüglichen Belange gehen nur mich was an. Der Mann arbeitet unbehelligt weiter, ER hat ja diesen schrecklichen Fehler nicht im Bauch. Muss daher nicht zurückstecken, hässliche Umstandskleidung tragen, halbstündlich pinkeln und mit einem unter die Wampe gezwickten Polster schlafen. Wenn ich s mir recht überlege ist das sicher auch mal wieder so eine Gottesstrafe. Eine verdiente Strafe für die dumme Frau. Jetzt hat sie kein Geld mehr, frägt wie es sich gehört den Göttergatten ob denn neue Schuhe für das Kind drin wären und hält sich sonst brav zurück. Sie ist ja nichts mehr wert. Man stelle sich vor, die macht manchmal nicht mal den Haushalt vorbildlich. Erschreckend, aber nicht weiter verwunderlich.


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last updated: 05.03.22, 09:19
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werte leserinnen und leser,
dieses weblog erlaubt eine aneinanderreihung von woertern in vielerlei varianten. sollten sie auf eine reihung stossen die den eindruck einer meinung erwecken koennte, irren sie sich falls sie dahinter eine solche vermuten.
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by schlampi (27.05.14, 23:43)
liebst du mich endlich das
nervt mittlerweile diese zickerei
by ZIWODO (27.05.14, 23:35)

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