ICH WILL ABER!

es könnten ja die hormone sein. wahrscheinlich sogar, ja. ich respektiere die kleinen dingerchen ja recht. für mich scheinen sie die kapitäne eines einmotorigen, knorrigen kahns zu sein. meine kapitäne. seit den schwangerschaften und den vielen lustigen zuständen die mir die mitschwingenden, tanzenden, quietschvergnügten stillhormone, nennen wir sie meine kleinen 'prolaktinchens', bereitet haben, bin ich fan. könnte man sich dieses hormon nicht jeden tag verabreichen lassen, auf krankenschein? besser könnens tranquilizer nämlich auch nicht. ich habs probiert, ich weiss das. bei mir ist nun der zeitpunkt gekommen, an dem mich meine rosa fluffigen freunde verlassen. das ist eine spektakuläre verwandlung. die gemütlichkeit weicht von mir, die nerven lernen, dass schon etwas ausgepatzter himbeersaft einen flattern machen kann und die durch solcherlei erzeugten stresshormone beissen die letzten sich an mich klammernden prolaktinchen aus mir raus. ich glaub, vorher war ich mir lieber. und den kindern auch. dem mann wohl weniger, der freut sich sicher bald, dass die frau für die er sich - ich kann jetzt nicht entschieden hat schreiben oder? - dass die frau die er kannte ... wieder einzug in sein leben hält. man lege die betonung auf frau. weil zuletzt wars nur mehr die mutti. da konnte der göttergatte schon mal rumpelstielzen, wenn die mutti die frau in sich so gar nicht mehr gespürt hat. für mich ändert sich diesbezüglich nicht viel. hat mich vor kurzem noch der mann mit sehnsüchtigen 'komm zu mir zurück-blicken' angesehen, so tuns jetzt die kinder, die sich die auf allen vieren, in jeder hand ein auto, kriechende mutti zurückwünschen. statt eines feldwebels der unverwandt ums eck auftaucht um einem den putzlappen in die hand zu drücken. tja, das harte leben trifft selbst die kleinsten. ich verwandle mich derweil weiter. und schau mir dabei belustigt zu.

langsam aber schnell geht mir facebook sehr auf die lädierten nerven. diese ööööden augenauswischerein, dieses fade geplänkel, leere floskeln. reines 'blabla' wie die fachmenschen (es klingt eher nach blähbläh aus fachmenschenmund) in daniels kindergarten dazu sagen würden. es fehlt der kick, es fehlt die gaudi. ich hätte so lust zu posten:' den penis meines mannes nenne ich ganz unpersönlich 'schwanz' aber mein roter vibrator trägt den kosenamen 'teufelchen'. ich würde schweigen ernten. eventuell einen verklemmten aufschrei, wie pietätlos, pubertär und gacki so ein unnötiger comment sei. ja, welche von den messages ist denn dort n ö t i g ? hundegiftköder-meldungen? person x traut sich schreiben dass sie verkatert ist? obwohl eine arbeitskollegin dies lesen könnte. hui. person y weiss einen schlauen beitrag zu dumm und dümmer üben sich zwecks selbstpromotion im backenstreich? und ich lass mich zwangsbeglücken mit der gewissheit, dass sich wesentlich mehr menschen mit nichtigkeiten wie dieser beschäftigen als ich mir vorstellen konnte. sieht so aus, als müsste ich wieder hierher zurückkommen. in die gute, alte, heile welt. es fühlt sich ein wenig nach zombie-sein an. ich steige hoch aus dem facebook-grab und sehe mich nach gehirnen um :) mal sehen wie lange es dauert, bis ich zu staub zerfalle.

mein leben ist derzeit so ereignislos, dass ich es mir leisten kann seit über einer woche über den ausgang der 8. staffel grey's anatomy entsetzt zu sein. find ich schlimm. aber ich seh grad keine möglichkeit, mein dasein aufzupeppen. aufzupoppen. vielleicht sollte ich mich verlieben. aber in was? irgendwas zeitsparendes auf alle fälle. oder etwas das zur wohnlichen sauberkeit beiträgt. saubere wohnlichkeit als liebschaft. das schaff ich in diesem leben nimmer. ausser mit putze.

Ich hätte Lust einen unreflektierten Inneren Monolog hier reinzuschreiben. Einfach tippen und auf die Welt loslassen. Vielleicht könnte ich ihn mit 'Gewinnen und Verlieren' betiteln. Gefällt mir nicht. Ich hab ja schon alles verloren und alles gewonnen. Irgendwann war ich mal Statist in einem Leben mit ner Vierzig Stunden Woche. Saufen, lachen, heulen, vögeln, mich verkleiden und so tun als wäre Intellekt hohes Gut. Tja. Ein bisserl erinnert mich das an den Moment, als mir mit - was weiss ich - sieben oder acht Jahren klar geworden ist, dass ich nicht ewig Puppen spielen kann weil ich erwachsen werden muss. Ich hab geflennt, war untröstlich. Hab die Puppen gestreichelt und rausgeputzt. Aber irgendwie ist mir das Spielen nicht mehr so unbeschwert und leicht gefallen wie vor der Erkenntnis, dass ich meine Phantasieburg bald verlassen muss. Doch kaum war ich draussen, hat mich die Spannung der neuen Welt gepackt und jeder Kummer war vergessen. Vor fünf Jahren hat sich das wiederholt. Kind ist gekommen, alles andre gegangen. Keine vierzig Stunden Wochen, in denen ich von Pixelanhäufungen Herzrasen bekomme. Kein Gasgeben bis in die frühen Morgenstunden um am nächsten Tag erbärmlich gegen den Kreislauf zu verlieren. Nix mehr mit Shoppen ohne Ende und dem Luxus eines kleinen Kredits obendrauf. Das absolute Ende der Beherrschung von Smalltalk. Weil das absolute Ende von Freundschaften. Alle weg. Die Guten wie die Schlechten. Vielleicht, denk ich mir, kommt der Tag an dem ich sie zurückerobern kann. Ich putz mich raus und umgarne sie, womöglich erhören sie mich ja noch. Falls wir noch die selbe Sprache sprechen. Manchmal versuche ich aus der Ferne, einen kleinen Blick auf ihre Leben zu erhaschen. So anders als meins... Das Leben. Eine ganz schöne Sau, beizeiten. Zwei Freundinnen hat es auflaufen lassen. Hat eine Falle gestellt und ihnen zugeschaut wie sie reingetappt sind. Sie mussten. Das war der vorgegebene Weg. Ich sitze da wie die alte Schachtel mit dem Fernstecher und kuck von Weitem zu. Zu weit weg um Einspruch zu erheben. Zu weit weg von allem. Weil ich gewonnen habe. Was ganz Neues. Wusstet ihr, wie Wien am Vormittag ausschaut? Da gehört es den Kinderwägen. Wobei ich immer wieder erstaunt bin, wieviele Leute nicht arbeiten, wieviele man nebst unzähligen Pensionisten und Mamas (in den letzten Jahren sogar Papas. In meiner Krabbelgruppe sind gleich zwei Stück, das war vor fünf Jahren noch anders), schippelweise Studenten. Die mich daran erinnern was ich nicht mehr bin. Das freut mich immer diebisch. Diese schwere Last des Weltmännisch-Sein-Müssens, die die tragen, die ist schon lange abgefallen. Ich brauch nur noch ich zu sein. Meine Kinder haben mich erwachsen gemacht. Schade, dass ichs nicht ohne sie geworden bin. Dann hätt ich was auf der Kante und könnte ihnen und mir mehr bieten. Sie werden es mir nicht übel nehmen. Meine beiden Jungs. Der eine liegt grad quer über mein Bett und der zweite blockiert mit weit ausgestreckten Armen den oberen Teil. Ich hab gelernt wenig Platz in meinem Leben für mich zu brauchen. Weil es schön ist, ihnen möglichst viel davon zu lassen und zu beobachten was sie damit anstellen. Ich habe meine Grenzen kennen gelernt, die sind wesentlich näher als ich annahm. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie erstklassig ich mittlerweile in die Luft gehen kann. Und wie mich meine Sprösslinge manchmal fast zum Platzen bringen vor Liebe. Ein Leben ohne sie kann ich mir nicht mehr vorstellen. Ab und zu versuche ich mich zu erinnern was ich früher mit meiner freien Zeit gemacht habe. Aber das ist schon zu fern. Und öde. Schrecklich, wenn ich immer noch das selbe tun würde. Ich habe Ideen was ich mit meiner kommenden Zeit mache. Und bin zufrieden.